Hat es sich gelohnt?
Irfan Skiljan im Gespräch

 

Eines der bekanntesten Freeware-Programme ist der erweiterte Bildbetrachter IrfanView. Er stammt von dem 32jährigen Wiener Software-Autor Irfan Skiljan. Wolf Hosbach sprach mit ihm über das Schreiben von Freeware.

 

Was sind Deine Motive, Software zu verschenken?

Irfan: Als erstes: IrfanView wird nicht ganz verschenkt, die IrfanView-Lizenz lautet: Freeware für nicht-kommerzielle Nutzung. Damals, 1995/96, gab es kaum Programme mit so einer Lizenz. Die Lizenz ist eng mit meinen eigenen Motiven und Vorstellungen verbunden: eine Massen-Software, die alle fast täglich verwenden, sollte für normale User entweder kostenlos, oder zumindest sehr günstig sein. Die Firmen, kommerzielle Nutzer also, sind anders, sie haben in der Regel Budgets für Lizenzen.

 

Wie bist Du auf die Idee gekommen?

Irfan: Ich habe die Software als Student 1995 gestartet, weil ich in erster Linie ein Programm für meine eigenen Bedürfnisse suchte. Da ich kein Programm mit den nötigen Features gefunden habe, hatte ich spontan die Idee, selbst etwas zu basteln. Zuerst war das ein einfacher JPG-Viewer. Meinen Studienkollegen -- Stundenten haben bekanntlich kein Geld für teure Software -- hat der Viewer auch sehr gut gefallen, und sie haben mich sofort mit Wünschen/Vorschlägen für neue Features überhäuft. So kam die Maschine ins Laufen.

Das alles war also nicht so geplant, sondern sehr spontan. Deshalb ist es im Leben umso schöner, wenn eine spontane Idee zum Erfolg wird.

 

Hat es sich gelohnt?

Irfan: Ja, es hat sich gelohnt. Ich kann inzwischen von der Software mehr oder weniger leben, mit dem Verkauf der Lizenzen für kommerzielle User beziehungsweise dem erstellen und pflegen von Spezialversionen für verschiedene Kunden. Wie gesagt, da die Software keine reine Freeware-Lizenz hat, kann man damit auch Geld machen. So sind alle zufrieden, die Privat-User -- die große Mehrheit -- können weiterhin die Software gratis nutzen, ich kann Geld machen und mich auf die Weiterentwicklung und User-Wünsche konzentrieren.

 

Welche Nebeneffekte hat es, eine Freeware zu pflegen?

Irfan: Zuerst gibt es sehr viel Arbeit. Wenn eine Software so viele Downloads hat, so populär und beliebt ist, bekommt man extrem viele User- und Fan-Mails Tag für Tag. Nur die E-Mails zu beantworten, ist ziemlich zeitintensiv. Dann kommt die Weiterentwicklung dazu, Recherchen im Web oder Büchern und so weiter.

 

Bekommst Du viele Angebote?

Irfan: Ja, auch das passiert zwangsläufig. Man muss da sehr aufpassen, weil oft sehr zwielichtige Angebote kommen. Viele Firmen sehen bei einer populären Software, die Möglichkeit, schnell Geld zu machen, mit teilweise zweifelhaften Methoden.

 

Und Du bist mit Freeware berühmt geworden?

Irfan: Der Ruhm kommt automatisch, wenn eine Software populär ist. Manchen Leuten gefällt es, berühmt zu sein, manchen weniger. Am Anfang ist es sicher interessant, weil neu, berühmt zu sein, danach weniger, wie oft im Leben. Am Ende möchte man eher unerkannt durch die Welt gehen, weil es sonst zu anstrengend wird.

 

 

Artikel in Heft 5/2006 des PC-Magazins.

 

(c) Autor und Copyright Wolf Hosbach